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Eine Ecke der Bauakademie

Christian Raabe

Eine Ecke der Bauakademie, Edition Imorde 2011

Anne Schäfer-Junker | Buchrezension

Dieses Buch ist nur als Gesamt-Lehrbuch des nachhaltigen Bauens zu begreifen. Viele Fachleute und Enthusiasten haben sich bisher für die Wiedererrichtung der Schinkelschen Bauakademie interessiert. Horst Draheim hat 2000 einen symbolischen und beispielhaft-entscheidenden Schritt getan: die Errichtung einer Ecke der Schinkelschen Bauakademie als Beginn einer Rekonstruktion geht auf sein Konto. Von 1992 bis 1996 entwickelte er die Planungen vorlagenreif. Der Bauindustrieverband Berlin-Brandenburg und die Fachgemeinschaft Bau Berlin und Brandenburg sowie zahlreiche weitere Fachleute unterstützten das Vorhaben.

Die gleichzeitge Gründung des Bildungsvereins Bautechnik in Berlin hatte zum Ziel den Erhalt und die Weiterentwicklung traditioneller und moderner Bautechniken zu vermitteln. Gleichzeitg sollten junge Auszubildende hier qualifiziert werden. Unter Leitung von Angelika Thormann errichtete der Bildungsverein Bautechnik als erstes Projekt die Musterfassade, beginnend im September 1999 bis 2001. Betreut von zwei erfahrenen Meistern, rekonsturierten Lehrlinge die Fassade und ergründeten die erforderlichen Fertigkeiten. Sie rekonstruierten die Probleme, die Schinkel seinerzeit beklagte. So entstand ein Verständnis für die 180jährige Baugeschichte und die handelnden Personen.

Kupfergraben-Landschaft: Bauakademie, Wohnbebauung, Friedrichswerdersche Kirche (Türme).
Quelle: Sammlung architektonischer Entwürfe. Veröffentlicht von Ernst und Korn: Schinkel, C. Friedrich. (1866)

Das vorliegende Buch wird auch vom Bildungsverein Bautechnik finanziert und ist ein mustergültiges Beispiel für sinnvolle Vermittlung von Handwerk anhand historischer Zusammenhänge und erforderlicher Fertigkeiten im Bauhandwerk.

Die Ecke steht noch heute und bisher konnte keiner die Frage beantworten, warum das, was so hoffnungsvoll begann, ins Stocken geriet. Dass dieser Bauplatz ein großes Labor für alle Techniker, Architekten und Bauforscher geworden ist, kann als Glücksumstand empfunden werden. Trägt dieser doch die Hoffnung weiter, dass Schinkels Bauakademie eines Tages wiedererrichtet wird.

Mit zahlreichen Fotos und klugen Schinkel-Aussprüchen eingeleitet, liefern 5 Kapitel auf 216 Seiten tiefgreifende Erkenntnisse und Darstellungen. Ausführliche Materialstudien, Raumuntersuchungen und Produktionsstättenbeschreibungen geben einen fachwissenschaftlichen Einblick in die Voraussetzungen, wie sie in Schinkels Zeit bestanden haben müssen. Die Herstellung der Bausteine, von Ziegel und Terrakotten, die Erforschung der Farbe und des Lichts und Vergleiche mit anderen Bauten wie der Friedrichswerderschen Kirche und dem Schloß Kamenz, sind Meilensteine genauer Betrachtung und lehrreicher Inhalte. Maße und Proportionen werden betrachtet, die Komposition der Fassade wird ausführlich untersucht. Prof. Martina Abri liefert einen gezeichneten Stein-Katalog zum Herausnehmen. Lehrreich! Schön! Anschaulich!

Am Schluß werden 8 Begriffe zu "Acht Achsen" formuliert und die Quintessenzen des Bauens am Kupfergraben gegeben:

(Ergründe) die Lage, den Zweck, den Backstein, die Konstruktion, die Farbe, das Licht und die Flexibilität (und erkenne) Architektur: "Architectur ist Construction" - nicht umgekehrt!

Edition Imorde, Emsdetten/Berlin 2011
Gebr. Mann Verlag - Dietrich Reimer Verlag - Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft

Tel. 030-7001388-50

www.reimer-verlag.de

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